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Der Zusammenhang zwischen Schlaf und Demenz

Eine Demenzerkrankung verändert häufig das Schlafverhalten. Angehörige klagen oft darüber, dass ihr an Demenz erkrankter Angehöriger nicht gut schläft. Mit dem Fortschreiten der Krankheit können sich die schlafbezogenen Symptome verschlimmern. Aber was verursacht diese Symptome? Hier werden die Risikofaktoren für Schlafstörungen und ihre Folgen diskutiert.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Menschen mit Demenz leiden häufig unter Schlafstörungen, die sich mit dem Fortschreiten der Erkrankung verschlimmern.
  • Fragmentierter Schlaf in der Nacht und Nickerchen am Tag sind ein häufiges Muster.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Pflegepersonal über nicht-pharmakologische Maßnahmen, die zur Verbesserung der Schlafqualität beitragen können.

Nach den Richtlinien der National Sleep Foundation benötigen ältere Erwachsene sieben Stunden Schlaf pro Nacht. Mit zunehmendem Alter verändert sich jedoch unser Schlaf-Wach-Rhythmus, was sich auch auf andere Körperfunktionen wie das Hungergefühl auswirkt. Diese Veränderungen sind auf Veränderungen im Gehirn, Hormone wie Cortisol und andere Krankheiten zurückzuführen. Etwa 50% der Demenzkranken haben einen gestörten Schlafrhythmus. Mit dem Fortschreiten der Krankheit nehmen die schlafbezogenen Symptome in der Regel zu. Untersuchungen haben gezeigt, dass in Einrichtungen der Langzeitpflege bis zu 80 % der Menschen mit Demenz schlafbezogene Symptome aufweisen.

Risikofaktoren für Schlafprobleme

Der Schlafzyklus wird vom Hypothalamus gesteuert, einem Teil des menschlichen Gehirns. Er schüttet chemische Signale (Neurotransmitter) aus, die den Übergang in den Schlaf oder in den Wachzustand erleichtern. Da die neuronalen Bahnen im Gehirn beeinträchtigt sind, führt eine Funktionsstörung des Hypothalamus zu veränderten Schlafmustern. Um den Rückgang der Hirnfunktion zu verlangsamen, ist es wichtig, die Risikofaktoren für Schlafstörungen zu kennen.

  • Übergewicht und Schlafapnoe. Übergewichtige Menschen können an Schlafapnoe leiden. Bei der Schlafapnoe setzt die Atmung während des Schlafs vorübergehend aus und setzt dann wieder ein. Schlafapnoe führt zu einer unzureichenden Sauerstoffversorgung des Gehirns und verschlimmert Demenzerkrankungen.
  • Andere chronische Erkrankungen. Chronische Krankheiten wie die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) können nächtliche Hustenanfälle verursachen, die den Schlaf stören. Herzinsuffizienz kann die Häufigkeit des nächtlichen Wasserlassens erhöhen. Depressionen können zu übermäßiger Schläfrigkeit führen.
  • Medikamente. Medikamente, die zur Behandlung anderer Krankheiten verschrieben werden, können das Schlafverhalten beeinflussen. So können z. B. einige Medikamente, die den Blutdruck senken (z. B. Betablocker), Schlaflosigkeit, Albträume und Tagesmüdigkeit verursachen; abschwellende Mittel, die bei Husten/Erkältungen verabreicht werden, können das Einschlafen verzögern; einige Steroide können das nächtliche Erwachen verstärken.

Wenn Menschen mit Demenz (oder ihre Angehörigen) über schlafbezogene Symptome berichten, kann der Arzt chronische Erkrankungen abklären und die Medikamentendosis entsprechend anpassen.

Schlafstörungen bei Demenz

Menschen mit Demenz haben veränderte Schlafmuster und eine schlechte Schlafqualität. Einige häufig beobachtete Symptome sind

  • Nickerchen am Tag
  • Schlaflosigkeit
  • Längeres Einschlafen
  • wiederholtes Aufwachen in der Nacht
  • Früheres Erwachen
  • Weniger Schlafstunden

Bei manchen Menschen mit Demenz beginnt der “Sonnenuntergang” am späten Nachmittag und setzt sich in der Nacht fort. Sie können sich verwirrt und ängstlich fühlen und beginnen, Anweisungen zu ignorieren. Häufige Symptome des “Sundownering” sind: Auf- und Ablaufen, Schreien, Umherwandern oder Familienmitgliedern folgen, wohin sie auch gehen.

Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist eine Bewegungsstörung, die häufig bei Menschen mit Lewy-Körperchen-Demenz auftritt. Beim RLS verspüren Demenzkranke einen unkontrollierbaren Drang, ihre Beine zu bewegen. Da Bewegung die Symptome lindert, kann es sein, dass Ihr Angehöriger nachts aufwacht und herumläuft. Die periodische Gliedmaßenbewegungsstörung (PLMD) ähnelt dem RLS, betrifft aber die Bewegung beider Beine und Arme.

Der REM-Schlaf (Rapid Eye Movement) wird als Stadium 4 des Schlafs bezeichnet und ist ein Tiefschlafstadium, in dem Träume erlebt werden. Verhaltensauffälligkeiten im REM-Schlaf sind dadurch gekennzeichnet, dass Menschen entsprechend ihren Träumen handeln, z. B. jemanden schlagen oder treten. In solchen Situationen können sich die Betroffenen selbst verletzen, indem sie sich verletzen oder stürzen.

Die Beziehung zwischen Schlaf und Demenz lässt sich am besten als bidirektional beschreiben, d.h. Schlafstörungen erhöhen das Risiko, an Demenz zu erkranken und umgekehrt. Schlafapnoe und Schlaflosigkeit sind häufige Schlafstörungen, die das Demenzrisiko erhöhen.

Abhilfe bei Schlafstörungen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie Ihrem demenzkranken Angehörigen helfen können, mit Schlafstörungen umzugehen:

  • Schlaftagebuch. Ein Schlaftagebuch kann eine einfache, aber effektive Möglichkeit sein, das Schlafverhalten Ihres Angehörigen zu verstehen. In einem Schlaftagebuch werden in der Regel die Zubettgehzeit, die Aufstehzeit, die Anzahl der nächtlichen Aufwachphasen und andere damit verbundene Symptome wie z. B. Schlafgespräche notiert.
  • Sichere Umgebung. Sorgen Sie für eine sichere Umgebung, wenn Ihr Angehöriger nachts aufwacht (z. B. Bettgitter).
  • Gesunde Lebensweise. Obwohl die Symptome für den Demenzkranken und seine Angehörigen sehr belastend sein können, können einige einfache Änderungen der Lebensweise hilfreich sein. Beispielsweise verringert regelmäßiger und ausreichender Kontakt mit Sonnenlicht die Tagesmüdigkeit und verbessert den Nachtschlaf. Das Einhalten eines regelmäßigen Schlafrhythmus und der Verzicht auf Koffein sind sehr hilfreich.
  • Bewegung. Auch körperliche Aktivität kann die Schlafqualität von Menschen mit Demenz verbessern. Je nach körperlicher Leistungsfähigkeit können leichte Übungen wie Spazierengehen, Joggen oder Tanzen hilfreich sein. Wenn die Krankheit fortschreitet, können auch Hausarbeiten wie Gartenarbeit oder Wäschewaschen für die nötige Bewegung sorgen.
  • Alternative Medizin. Manche Menschen versuchen es mit alternativen Heilmethoden wie Massagetherapie und Aromatherapie. Bei der Aromatherapie werden verschiedene ätherische Öle auf die Haut aufgetragen, in Bädern verwendet oder massiert. Diese Öle werden mit einem Trägeröl wie Jojoba- oder Kokosöl verdünnt. Studien haben gezeigt, dass Zitronenmelisse und Lavendelöl eine positive Wirkung auf Demenzkranke haben. Für andere alternative Therapien gibt es nur begrenzte wissenschaftliche Belege.

Bevor Sie alternative Therapien anwenden, sollten Sie sich über deren Sicherheit und Wirksamkeit informieren. Besprechen Sie auch mit Ihrem Pflegeteam, welche Möglichkeiten für Sie in Frage kommen. Wenn ein nicht-pharmakologischer Ansatz nicht wirksam ist, kann Ihr Arzt Ihrem Angehörigen Medikamente verschreiben. Besprechen Sie die Schlafsymptome Ihres Angehörigen mit der Pflegeperson (oder den Fachkräften des Pflegeteams).

Quellen: